Ute Berns
Mikropolitik im englischen Gegenwartsdrama: Studien zur Dramatisierung gesellschaftlicher Macht- und Ausschließungsmechanismen bei Pinter, Keeffe und Churchill
Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1997.
ISBN 3-88476-236-2. 347pp., EUR 28,50
Die Arbeit versucht in der Diskussion um das moderne englische Drama einen Neuansatz, der bestehende Klassifikationen wie „sozialkritisches“ und „absurdes“ Drama relativiert. Orientiert an Foucaults Konzept der Mikropolitik untersucht sie die dramatische Repräsentation institutioneller Machtmechanismen anhand von Pinters One for the Road, Keeffes Gotcha und Churchills Cloud Nine, Dramen, die zum Gesamtwerk der Autoren und zu anderen Werken des englischen Gegenwartsdramas vielfältig in Beziehung gesetzt werden. Die Stücke thematisieren die von Foucault herausgestellten Institutionen des Gefängnisses, der Schule sowie der Familie und modellieren – dies verdeutlichen Bezüge auf außerliterarische zeitgenössische und historische Diskurshorizonte – in paradigmatischer Weise sprachliche und körperbezogene Machtmechanismen.
Inspiriert von Geertz‘ Modell der thick description und im Rückgriff auf paradigmatische, strukturalistische und soziolinguistische Analysen, poststrukturalistische Repräsentationsmodelle sowie diskurs- und sprechakttheoretische Ansätze wird die Dramatisierung des prozeßhaften Wechselverhältnisses zwischen den institutionalisierten Machtmechanismen und der Subjektivität der Figuren verfolgt. Unter Einbeziehung möglicher Inszenierungseffekte wird sichtbar, mit welchen Mitteln die Dramen institutionelle Ausschließungen entlang zugeschriebener oder eingeklagter Differenzen, etwa sozialer Herkunft, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit usw. profilieren. Dem englischen Gegenwartsdrama wird bei der Dramatisierung gesellschaftlicher Macht- und Ausschließungsmechanismen außerordentliche Repräsentationskraft und ein differenziertes kritisches Potential zugesprochen.