CDE Studies 05

Klaus Peter Müller
Wertstrukturen und Wertewandel im englischen Drama der Gegenwart

Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2000.
ISBN 3-88476-395-4. EUR 32,50

Wie stellen sich Werte in Dramen dar, und wie lassen sich Werte in dramatischen Texten in unserer Zeit erkennen, in der eine relativ große Unsicherheit gegenüber Wertdiskussionen herrscht, wo von Wertkrise und Werterelativismus gesprochen wird, nicht zuletzt weil die Postmoderne alle Grundlagen für Wertsetzungen in Frage gestellt hat? Der Band sieht das englische Gegenwartsdrama im Kontext aktueller Diskussionen über Möglichkeiten und Probleme der Wertsetzung, wobei der Konstruktivismus als eine wichtige Grundlage für die pragmatische Erstellung von Werten angesehen und in die Argumentation aufgenommen wird. Neben dem Konstruktivismus liefern vor allem Semiotik und Hermeneutik Zugänge zur Wertanalyse. Literatur wird als ein spezifischer ‚Raum der Werte‘ definiert, wobei das Drama Werte vor allem durch Sprache zur Handlung bringt.

Die Dramenanalysen konzentrieren sich auf repräsentative Texte und Autor/inn/en relevanter Gruppierungen beginnend mit dem Theater des Absurden, das die Wertlosigkeit menschlicher Existenz als theoretischen Ausgangspunkt nimmt, fortschreitend mit politisch engagierten Dramen, die notwendigerweise Werte vermitteln, und abschließend mit von Frauen geschriebenen Dramen, die am deutlichsten die konstruktivistische Komponente gegenwärtiger Wertdiskussionen vermitteln. Dabei wird die besonders enge Beziehung zwischen konkreten Inhalten und spezifischen literarischen Formen herausgestellt, die sich bei der Frage nach Werten notwendigerweise ergibt und die betont, daß Literatur und Literaturwissenschaft immer in einem aufschlußreichen Zusammenhang mit Denk- und Erkenntnisstrukturen sowie spezifischen kulturellen Kontexten steht. Das Verstehen von Literatur erklärt sich daher als kulturelle Sinn- und Wertinterpretation, und das Buch vermittelt entsprechend Einsichten in für Wertdiskussionen wie für literarische Interpretationen relevante kulturelle Zusammenhänge.