Stephanie Kramer
Fiktionale Biographien: (Re-)Visionen und (Re-)Konstruktionen weiblicher Lebensentwürfe in Dramen britischer Autorinnen seit 1970
Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2000.
ISBN 3-88476-419-5, 322pp., EUR 29,-
Die vorliegende Studie versteht sich als ein Beitrag zum historischen Drama und zur Frauenforschung. Seit Beginn der 1970er Jahre erschließen britische Autorinnen neue Themenbereiche im Genre der fiktionalen Biographie im Drama, die mit einem zunehmenden Verzicht auf realistische Darstellungsverfahren einhergehen. Unter Berücksichtigung dieser Neuerungen wird die Genredefinition modifiziert: Nicht nur Dramen, die individuelle Lebensentwürfe in der Vergangenheit und deren soziokulturelle Bedingtheit darstellen, werden so mit einbezogen, sondern auch solche, die Probleme des Fremdverstehens und Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion vergangenen Lebens aus der Gegenwartsperspektive zeigen. Um diese Entwicklung erfassen zu können, wird eine Kombination aus einem kulturwissenschaftlichen und einem dramentheoretischen Ansatz gewählt. Da der Beitrag von Dramatikerinnen zum historischen Drama bislang vernachlässigt worden ist, stehen im Interpretationsteil Stückanalysen von Autorinnen im Mittelpunkt. Dabei werden typische Scherpunkte ebenso wie Entwicklungstendenzen in den Dramen herausgearbeitet. Das Spektrum reicht von einer revisionistischen Darstellung weiblicher Lebensentwürfe, welche von der Biographik oftmals verzerrt dargestellt, marginalisiert oder völlig ausgespart worden sind, bis hin zu metabiographischen Dramen, in denen Autorinnen die Konstruktivität von Identität sowie die Probleme von Repräsentation thematisieren und/oder mit dramatischen Mitteln inszenieren.