Christine Quay
Mythopoiesis vor dem Ende? Formen des Mythischen im zeitgenössischen britischen und irischen Drama
Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2007.
ISBN 978-3-88476-899-0, 372 S., kt., € 34,50
„I think we all need stories, we make up stories so that we can get by,“ so bringt der Protagonist Robbie aus Mark Ravenhills Drama Shopping and Fucking das ungebrochene Bedürfnis des modernen Menschen nach Kontingenzbewältigung auf den Punkt. Ein Mittel dazu findet sich in vertrauten und neuen Mythen, deren verschiedenen ästhetischen Verarbeitungsmechanismen im Zeitalter der Postmoderne diese Arbeit nachspürt. Wie die Autorin zeigt, finden sich gerade in der auf den ersten Blick selten mit dem Mythos in Verbindung gebrachten zeitgenössischen britischen und irischen Dramatik auffällig viele Berührungspunkte mit dem Mythischen, entweder als thematische Auseinandersetzung in Form einer „Arbeit des Mythos“ oder aber als formale mythische Schwundstufen, die sich gleichsam als ästhetische Spur durch die teilweise hochexperimentellen Theatertexte ziehen. Im Mittelpunkt der genauen Textanalysen stehen Dramen der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts von Autorinnen und Autoren wie Peter Shaffer, Caryl Churchill, Enda Walsh, Mark Ravenhill und Sarah Kane. Erstmals wird dabei ein zweiteiliges Analyseraster angeboten, das neben einem stoffgeschichtlichen Ansatz auch eine textwissenschaftliche Übertragung mythostheoretischer Überlegungen ermöglicht und somit auch jene Art moderner Mythopoiesis erfasst, die losgelöst vom Inhalt auf rein formaler Ebene wirksam ist.