Rudolf Weiss
Der Januskopf der traditionellen Moderne: Die Dramenästhetik St. John Hankins und John Galsworthys
Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2002.
ISBN 3-88476-514-0, 368 p., paperback, EUR 32,50
Diese Studie widmet sich dem dramatischen Oeuvre St. John Hankins und John Galsworthys. Im Kontext edwardianischer Sinnsysteme werden die beiden ‚Neuen Dramatiker‘ anhand von Vergleichen mit der viktorianischen Dramatik wie mit dem dramatischen Umfeld des frühen 20. Jahrhunderts im Übergang vom traditionellen zum modernen Drama positioniert. Die von der Literaturwissenschaft bisher vernachlässigten bzw. unterschätzten Bühnenautoren haben einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des englischen Dramas geleistet. Sowohl Hankin als auch Galsworthy haben eine individuelle Dramenästhetik entwickelt, die im inhaltlichen wie formalen Bereich innovative Akzente setzt. Ohne völlige Abkehr von der Tradition manifestiert sich die Moderne in ihrem dramatischen Werk in aufgebrochenen oder invertierten Strukturen, in ambivalenten Charakteren und einer weitgehend offenen Perspektivenstruktur, die eine komplexe Sympathielenkung bedingen und eine unzweideutige Rezeption unterlaufen. Dramenhistorsich werden Hankin und Galsworthy als Erneuerer traditioneller Genres präsentiert. Hankin, der höhnisch grinsende ‚edwardianische Mephisto‘, hat die Gesellschaftskomödie eines Oscar Wilde für die postviktorianische Zeit adaptiert. John Galsworthy, der ernsthafte, besorgte Humanist, hat das problem-play der Jahrhundertwende von populären Ingredienzien befreit und thematisch wie strukturell der Moderne angenähert.